Ballett-Pädagogik: Sorgfalt beim Lehern von Spitzentanz

LB Ballett-Pädagogik Spitzentanz

"SPITZENTANZ

die Poesie unserer Füße!"

Rosa Tutus und Spitzenschuhe gelten als Sinnbild einer Ballerina. Auch bei den Eltern in den Ballettschulen sind rosa Tanzkleidchen und glänzende Schläppchen sehr beliebt und sind sogleich das Erkennungszeichen für die kleinen Ballerina. Bei den fortgeschrittenen Schülerinnen ist der Zeitpunkt, zu dem man mit Spitzentanz beginnen darf, das Merkmal für eine gute Basis und eine solide Kraft und Körperspannung.
Nicht umsonst kann man bemerken, dass Schüler, die bereits mit dem Spitzentanz begonnen haben, auf einem fortgeschrittenen Level der Ausbildung stehen und im besten Fall auch mehrmals die Woche zum Training kommen.
Doch wann genau ist der richtige Zeitpunkt, dass eine Schülerin mit dem Spitzentanz beginnen kann? Gibt es Kriterien, die dabei helfen, diese Entscheidung zu treffen?

    Voraussetzungen prüfen und Grenzen erkennen

Gerade im Amateurbereich sollten wir besonders sorgfältig im Umgang mit dieser Entscheidung sein. Sobald wir uns von der ganzen Fußsohle auf die halbe und später auf die Spitze erheben, benötigen wir Kraft, das Verständnis für die saubere Ausführung der Bewegung, und auch die richtige mentale Einstellung die Arbeit auf Spitze zu erlernen. Es gibt viele Lehrer, die mit ihren Schülern zur Motivation Spitzentanz beginnen. Oft führt diese Entscheidung und die falsche Herangehensweise in eine Sackgasse – denn die Schüler bemerken schnell, dass die Ausführung der bereits gelernten Schritte mit Spitzenschuhen sehr mühsam ist. Zudem ist der Anfang in Spitzenschuhen schmerzhalft, weshalb die Schüler bald wieder daran die Lust verlieren. Warum eine gute Vorbereitung auf den Spitzentanz nicht nur körperlich, sondern auch mental so wichtig ist, schauen wir uns noch genauer an.

Gibt es eine Altersgrenze ab wann mit Spitzentanz begonnen werden kann?

Zunächst möchte ich auf die durch den Deutschen Berufsverband für Tanzpädagogik e.V. gesetzte Altersgrenze hinweisen, ab wann wir frühestens mit dem Spitzentanz beginnen sollten.
Pädagogen, die Mitglied im Verband sind verpflichten sich, frühestens mit 11 Jahren Ihre Schüler an den Spitzentanz heranzuführen.

Wichtige Voraussetzungen für die Arbeit in Spitzenschuhen

Diese Grenze allein reicht nicht aus, um zu entscheiden, ob die Arbeit in Spitzenschuhen begonnen werden  kann. Für die Entscheidung gilt es die körperlichen Voraussetzungen, eines jeden Schüler individuell zu prüfen. Nicht jeder Fuß ist für den Spitzentanz geeignet. Für die Arbeit auf Spitze benötigen wir eine hohe Flexibilität, sowohl in der Fußsohle, als auch im Spann. Die Beweglichkeit des Fußes allein reicht nicht aus, wenn keine Kraft im Fuß vorhanden ist. Deshalb sollten Schüler eine gut ausgebildete Demi point haben. Das heißt sie bauen durch Erlangen einer hohen halben Spitze und der Fähigkeit dort Balance zu halten entsprechend Kraft auf, um die Füße beim Auf- und Abrollen durch alle Teile des Fußes zu nutzen. Durch die Nutzung der gesamten Fußmuskulatur wird die Belastung der Wirbelsäule beim Tanz abgefedert. Die Kontrolle der gesamten Beinmuskulatur aus der Hüfte für eine gute Streckung der Beine, aber auch für die Kontrolle des En Dehors sollten Grundvoraussetzung für die Arbeit auf Spitze sein. Saubere demi pliés und tendus aus der 5. Position helfen die Kraft in der Hüfte aufzubauen, um die Verbindung der Beine mit dem Rumpf zu stabilisieren. Die Kraft im Becken und Hüftbereich lässt sich nur durch qualifiziertes Training, das mehrmals wöchentlich besucht wird, aufbauen. Die Voraussetzungen können schwer pauschalisiert werden, was die Entscheidung für Lehrer manchmal schwer macht. Anhand bestimmter Übungen, die wir in unserem Modul 3 (Spitzentanz I) besprechen, können wir testen, ob die Kraft bereits ausgebildet ist. 


"Saubere DEMI PLIES und Relevés sind grundvoraussetzung für die Arbeit auf Spitze!"

Eine der wichtigen mentalen Voraussetzungen sind meiner Meinung nach, dass unsere Schüler bereit sind zu akzeptieren, dass wir als Lehrer entscheiden, wann der optimale Zeitpunkt für den Beginn des Trainings auf Spitze ist. Es hilft nicht, wenn die Schüler zu früh beginnen, und ihre Motivation im nächsten offensichtlichen Fortschritt suchen. Je besser die Schüler verstehen, dass jeder Körper unterschiedlich lange Zeit benötigt, um bereit zu sein, desto mehr lernen sie, sich mit den Details einer jeden Bewegung zu befassen. Gerade im Ballett sind es kleinste Muskelgruppen, die aufeinander abgestimmt reagieren müssen, um eine Bewegung in der richtigen Qualität ausführen zu können. Diese Genauigkeit kennenzulernen und sich damit auseinanderzusetzten, ist der Beginn für eine gesunde Entwicklung eines Tänzers.
Genau deshalb möchte ich mit diesem GEDANKENTANZ noch einmal darauf hinweisen, dass wir als Pädagogen von Beginn an unsere Schüler zu mehr Genauigkeit und Geduld erziehen. Je besser wir die Muskulatur durch unsere Gedanken steuern können, desto leichter wird uns die Ausführung einer komplexen Kombination später fallen.
Und gerade beim Spitzentanz benötigen wir höchste Aufmerksamkeit auf unsere Fußgelenke, um Verletzungen und Überlastungen vorzubeugen.

Wie unterrichtest Du Spitzentanz, an welche Grenzen stößt Du beim Demonstrieren, oder Erklären? Kennst Du Deine Schüler gut genug, um Ihnen bei ihren Problemen zu helfen? Die individuelle Rückmeldung im Unterricht ist bei der Arbeit auf Spitze sehr wichtig, weil nicht jeder Körper die gleichen Voraussetzungen hat. Lust mehr zu erfahren? Dann melde Dich zum kostenlosen Infogespräch bei uns an.  

Wir freuen uns Dich kennenzulernen!