Kindertanz-Pädagogik: Hochsensible Kinder im Ballettunterricht

Kindertanz-Pädagogik: Hochsensible Kinder im Ballettunterricht

15-20% aller Kinder sind hochsensibel!

Hochsensible Kinder haben eine ausgeprägte Wahrnehmung: Das kann ein enormer Vorteil sein, sich aber auch als Problem herausstellen. Dies drückt sich unter anderem dadurch aus, dass diese Kinder/Menschen empfindlich gegenüber Stress sind.

Um HOCHSENSIBILITÄT zu definieren:

„Menschen mit einem sehr feinen Nervensystem, das auf innere und äußere Reize reagiert.“

Um das anhand eines Beispiels zu verdeutlichen, nehmen wir uns das Bild der feinen Antennen: Jede kleine Information, die bei diesen Personen ankommt, wird verarbeitet und kann Irritationen auslösen. Die Antennen sind dauerhaft auf empfang, was zur Folge hat, dass eine enorme Denkleistung erbracht wird. Deshalb sind diese Kinder auch gerne überfordert oder überreizt und finden nicht so gut in den Schlaf oder beruhigen sich weniger schnell.

Ein hochsensibles Kind denkt viel intensiver über eine Information nach, als ein „normales“ Kind. Es setzt sich direkt mit den Details auseinander und versucht diese einzuordnen.

Diese Eigenschaften deuten darauf hin, dass das Kind gerade überfordert ist:

– unkonzentriert

– agressiv

– abwesend

– grenzt sich ab

– mag keine Veränderung (z.B neues Kind in der Gruppe, oder neuer Lehrer)

– schreckhaft

Anzeichen von HOCHSENSIBLEN KINDERN

 

Die hochsensiblen Kinder ziehen sich in sich zurück:

Das Kind beobachtet eine Situation und möchte deshalb nicht aktiv am Spiel, oder der Übung teilnehmen. Der Grund liegt darin, dass der Ablauf in der Gruppe so viel Informationen liefert, die von einem hochsensiblen Kind nicht einfach ausgeblendet werden können: Geräusche – Dynamik der Gruppe – Gerüche – Bewegungsfolge etc.
Das Kind hat also nicht die Fähigkeit Dinge auszublenden. Dabei können wir helfen, den Fokus bewusst zu lenken. Eine unterstützende Hilfe könnte sein, dass das Kind eine Aufgabe bekommt, beispielsweise zu beobachten, wie viele Sprünge in der Folge vorkommen. So lernt das Kind, sich zu fokussieren, und hat die Chance nicht überfordert am Unterricht teilzunehmen. Diese kleinen Aufgaben können dann erweitert werden, indem das Kind z.B klatscht, wenn die Sprünge kommen. Schrittweise binden wir das Kind in den Unterricht ein, bis es sich so wohl fühlt, dass es selber entscheidet mitzumachen.

Plötzliche Wut − die Frustrationstoleranz ist gering: 
Wenn wir uns vorstellen, wir würden uns alle Eindrücke, die wir bekommen merken müsste unser Gehirn enormes leisten. Genau das tun hochsensible Kinder, sie versuchen sich alle Details zu merken. Im Ballett gibt es neben der Ausführung der Bewegung unter anderem die Musik, den Raum, die Reihenfolge und die Dynamik.

Wenn wir all diese Dinge gleichzeitig lernen möchten ist das ganz schön frustrierend. Mit der Idee sich auf eine, oder maximal zwei Korrekturen beim Üben zu fokussieren kann dem Kind viel Druck genommen werden:
Beispiel: „Wir üben jetzt die Streckung des Fußes und halten dabei das Knie auch ganz fest hochgezogen. Erst wenn das Bein gut gestreckt arbeitet, üben wir die anderen Dinge, ok?“

 

Striktes Belehren mögen feine Nerven nicht:

Ein besonderes Fingerspitzengefühl ist beim Korrigieren gefragt. Die feinen Nerven mögen keine strikte Ansage. Hier wirken sanfte Hinweise.

Beispiel: „Dein Rücken ist im Stehen kerzengerade, kannst Du mir das im Demi plie auch zeigen?“
oder „Die Blume hat schon lange kein Wasser mehr bekommen, ihre Blätter (=Arme) hängen ja ganz nach unten. Ich gebe Dir mal Wasser, dass die Blätter wieder kräftig gehalten werden können.“

 

Rituale bilden den Kokon der Geborgenheit:

Durch Rituale können wir Sicherheit und Geborgenheit im Unterricht schaffen. Diese wiederkehrenden Abläufe sind schnell bekannt und entspannen nicht nur die hochsensiblen Kinder. Dadurch, dass die Abläufe bekannt sind und nicht neu eingeordnet werden müssen, dürfen die Kinder sich hier voll entfalten.

 

Mit kleinen Geschichten und indirekten Korrekturen schaffen wir es Kinder mit Geduld und Fokussiertheit im Unterricht bei und zu behalten. Wenn es uns gelingt, die Anforderung im Unterricht mit der Anforderung, die jede Schülerin an sich selber stellt möglichst deckend zu stellen werden wir eine motiviert arbeitende Gruppe bekommen. Die Palette der Gedanken jedes einzelnen Schülers mag groß sein, doch unsere Aufgabe als Pädagoge ist es das Farbspektrum der Gedanken festzulegen und als Gruppe zu führen. So kann jeder sich gut innerhalb der eigenen Fähigkeiten weiter entwickeln und findet seine innere Motivation. Die Kunst zu unterrichten liegt nicht darin es selber perfekt zu können, sondern gemeinsam die individuelle Lösung für verschiedene Schwierigkeiten zu entwickeln und Deine Schüler aktiv zu unterstützen Schwächen auszugleichen und Stärken auszubauen.

 

Nur wenige Pädagogen schaffen es ihren Lehrstil den individuellen Fähigkeiten und Neigungen ihrer Schüler anzupassen. Besondere Unterrichtsmethoden erfordern Aufmerksamkeit und zeichnen sich durch ein breites Wissen und Rutine über das Fach und die Methodik aus.  

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