Ballett-Tänzer Gedanken: Perfektion

Ballett-Tänzer und Perfektion

Eines der wohl typischen Persönlichkeitsmerkmale eines Tänzers ist das Streben nach Perfektion.

Perfektion in der Ausführung, in der Körperlinie und auch im Auftreten. Das kostet nicht nur viel Zeit und  Aufmerksamkeit fürs Detail, sondern auch viel Energie. Der Maßstab eines perfektionistisch veranlagten Menschen ist außerordentlich hoch. 
Warum ist nun der eine Mensch eher perfektionistisch veranlagt und andere  nicht? Bilden sich solche Extreme aus, oder sind sie uns in die Wiege gelegt?  Und warum denken wir, dass ein Tänzer die Veranlagung zum Perfektionisten entwickeln kann?

Schauen wir uns genauer an, mit welchen Merkmalen wir einen perfektionistisch veranlagten Menschen (Tänzer) beschreiben können:

  • Strebt danach, sich ständig  auf allen Ebenen zu optimieren:
    Aussehen – Leistung – Figur etc.
  • Möchte anderen menschen gefallen 
  • Strebt nach Anerkennung
  • Extreme Neigung Dinge zu planen
  • Komplizierte Entscheidungsfindung
  • Ständiges Wiederholen und Verbessern

 

Die Erwartung an sich selber ist immens hoch und er/sie erwartet von sich Vollkommenheit: eine fehlerfreie  Ausführung der Variation, perfekte Technik  und Virtuosität. Aber allein das reicht noch nicht, fehlt ja noch die Bestätigung von Außen: eine angesehene Position in der Gruppe zu haben und Beliebtheit machen das Gesamtbild perfekt.  Aber Vorsicht!!! Ist das, was wir einmal geschafft haben nun auch in einem zweiten Moment und in jeder anderen Umgebung erreichbar? Vergessen wir bei diesem starren Blick nicht, dass jede Situation neu ist und einer unvoreingenommene Betrachtung bedarf?

Getrieben von der Forderung an sich selber, “ich muss immer fehlerfrei sein” und gepaart mit der Gewissheit, durch wiederholtes Üben dies  beeinflussen  zu können, lässt den Perfektionisten bis ins unermüdliche üben. 

Was verbirgt sich eigentlich hinter diesen perfektionistischen Glaubenssätzen?

Perfektionisten möchten nicht nur sich selber gefallen, sondern auch von anderen Personen angenommen werden. Die Angst, nicht aktzeptiert, oder respektiert zu werden bereitet ihnen große Sorge. Deshalb vermeiden Perfektionisten alle Situationen, in der sie meinen, nicht vollkommen zu sein. Wenn die Angst vor Fehlern sich durch Vermeidungsverhalten ausdrückt, und wahre Wünsche, oder freies Verhalten keinen Raum mehr hat, ist die wirkliche Persönlichkeit mit der Wunschdarstellung nicht kongruent. Oft nimmt die Person das gar nicht wahr und hat die Verbindung zu den inneren Wünschen und Bedürfnissen verloren. Dieser Bezug zu sich selber kann sehr schleichend verloren gehen. Deshalb ist es wichtig zu erkennen, was das Motiv dahinter ist. 

Gerade als Ballettpädagog*in ist es wichtig, dass wir den Unterschied erkennen:   Ich bin der Meinung der Anreiz, etwas zu perfektionieren ist in keinem Fall etwas schlechtes und das ist es auch, was wir im Tanz und in unserem Leben anstreben. Der feine Unterschied liegt im Motiv, das aufzeigt, ob die Perfektion mich beherrscht, oder, ob ich sie als Motivator nutze. Dann entscheide ich selbst, mit welchem Grad der Perfektion ich heute zufrieden sein kann, weil es im Einklang mit mir und meinen Wünschen steht. Ich kann immer wieder die Wunscherfüllung mit dem, was tatsächlich für mich in dieser Situation erreichbar ist abgleichen. 

Die Motive sind zwei ganz unterschiedliche: Handle ich aus eigenem Antrieb (intrinsisch) und strebe z. B.  eine gute Ernährung und einen gesunden Lebensstil an, um mich wohlzufühlen und leistungsfähig zu sein, ist das ein anderer Ansatz, als das Motiv, das von außen vorgegeben wird (extrinsisch): “Eine Ballerina muss dünn sein und definierte Muskeln haben.” Dieses Motiv ist rigide und folgt dem Ideal, egal, ob ich es jemals erreichen kann. Wenn ein Motiv nur von außen geleitet wird besteht kaum Platz und Raum auf die persönliche Situation und die eigenen Voraussetzungen Rücksicht zu nehmen.

Diese irrationalen Denkmuster entsprechen nicht der menschlichen Vernunft. 
Davor sollten wir als Pädagogen unsere Schüler schützen und sie darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, die Ziele im Einklang mit den eigene Voraussetzungen zu stecken. Denn nur so kann sich langfristig ein mental starker Geist entwickeln und der Spass und die Motivation hoch gehalten werden. 
Es lohnt sich, besonderes Augenmerk darauf im Kindesalter zu legen, denn neben den Kindern selber haben wir es oft auch mit den übereifrigen Eltern zu tun. Ist der Druck schon im Kindesalter hoch, wird der Spass nicht lange anhalten. 

Du möchtest mehr über Motivation und angemessene Zielsetzung erfahren, um Deine Schüler optimal zu begleiten? 

Weitere  wertvolle Inhalte bekommst Du  in unserer 
Zertifizierten Online-Ausbildung für Ballettpädagogik.

Informiere Dich in einem persönlichen Gespräch, oder melde dich zu einem kostenlosen Coaching, wenn Du den Wunsch hast weiter zu kommen.  Wir beraten Dich gerne auf Deinem Weg.